Ehrenmitglieder

verstorbene Mitglieder

Die Mitgliederversammlung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. kann Personen, die sich in herausragender Weise für eine Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, dem Unrecht der SED-Diktatur oder für die Stärkung der Demokratie verdient gemacht haben, die Ehrenmitgliedschaft verleihen.

  • Geboren 26. August 1921; gestorben 7. November 2012

    Bonkas, langjähriger Vorsitzender des Vereins Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten und Ehrenmitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., hat zwei deutsche Diktaturen am eigenen Leibe erlebt und überlebt. Die Nationalsozialisten verfolgten ihn wegen seiner Mitgliedschaft im Reichsbanner, in der DDR war er sieben Jahre lang als politischer Gefangener in der berüchtigten Haftanstalt Bautzen inhaftiert. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen engagierte sich Hans Bonkas unermüdlich für die Vermittlung demokratischer Werte, besuchte Schulen in ganz Deutschland und setzte sich so dafür ein, die Erinnerung an Diktatur und Unrecht wach halten.
    In der Filmreihe „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ ist eine DVD erschienen, auf der er über seine Erfahrungen mit Verfolgung und Gefangenschaft spricht. Die vom Bündnis für Demokratie und Toleranz in Auftrag gegebene DVD ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Bestellnummer 1918 für eine Bereitstellungspauschale von einem Euro erhältlich.

  • Geboren 21. September 1916 in Berlin; gestorben 28. April 2008 in Waldkirch

    Droßel bewies als Oberleutnant, dass es auch für Mitglieder der Wehrmacht Handlungsspielräume für Zivilcourage und widerständiges Verhalten während des Zweiten Weltkrieges gegeben hat: er rettete einen gefangengenommenen sowjetischen Offizier, in dem er diesen heimlich entkommen ließ. Jüdischen Mitmenschen bot er in seiner Wohnung Unterschlupf, unterstützte sie finanziell und rettete sie so vor der Deportation. Die Jüdin Marianne Hirschfeld kann er während eines Fronturlaubs davon abhalten in den Freitod zu gehen und hilft ihr unterzutauchen. Nach dem Krieg treffen sie sich wieder, werden ein Paar und heiraten.

    Als Verteidiger engagierte er sich zudem für straffällig gewordene Soldaten vor Kriegsgerichten. Weil er sich weigerte seine Einheit vier Tage vor Kriegsende auf ein Selbstmordkommando zu schicken wurde er selbst zu Tode verurteilt und nur durch die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht vor diesem Schicksal bewahrt. Für seinen Einsatz wurde er 1999 von der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet.

    Nach dem Krieg beendete Droßel seine juristische Ausbildung, wurde Richter und blieb bis zu seiner Pensionierung Präsident des Sozialgerichts Freiburg. In seinem letzten Lebensjahrzehnt machte er es sich zur Aufgabe, jungen Menschen authentisch über sein Leben zu berichten, um ihnen aufzuzeigen, dass es selbst unter den extremen Bedingungen nationalsozialistischer Diktatur und im Krieg möglich gewesen war, zu seinen Überzeugungen zu stehen und Menschen zu retten. Seine Vorträge schloss Droßel häufig mit der Aufforderung an seine jungen Zuhörer*innen: „Macht es besser!“

  • Geboren 16. Juni 1928 in Erfurt; gestorben 19. Dezember 2009 in Barleben

    Elisabeth Graul hatte sich als junge Musikstudentin gegen die DDR-Diktatur gestellt und sich einer Widerstandsbewegung angeschlossen, die u.a. Flugblätter herstellte und „Wehrt Euch!“ und „NKWD hört mit!“ an Hauswände schrieb. 1951 wurde sie verhaftet und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Von 1951 bis 1962 war sie im DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck inhaftiert. Nach dem Ende dieser zermürbenden Zeit ging sie, inzwischen 33, nach Magdeburg, arbeitete zunächst 13 Jahre am Puppentheater, später als Lehrerin an einer Musikschule. In Gedichten und Romanen verarbeitete sie ihre Haftzeit, nach dem Untergang der DDR-Diktatur berichtete sie in vielen Lesungen und Zeitzeugengesprächen über ihre Erlebnisse und setzte sich vehement gegen das Vergessen und für die Demokratie ein.

  • Geboren 1. April 1921; gestorben 6. Mai 2011

    Ingeborg Hecht-Studniczka erlebte als Tochter eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter während der NS-Zeit als so genannter „Mischling 1. Grades“ Demütigung und Ausgrenzung, der Zugang zu Abitur und Studium blieb ihr verwehrt. Ihr Vater wurde im November 1938 für sechs Wochen ins KZ Sachsenhausen verschleppt und misshandelt. Im Juli 1943 sah sie ihren Vater zum letzen Mal, bevor er nach Theresienstadt deportiert und 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde.
    Seit 1954 lebte Ingeborg Hecht-Studniczka als Journalistin und Autorin in Freiburg. Eine nachhaltige bundesweite und internationale Resonanz erfuhr ihr biografisch-dokumentarisches Buch „Als unsichtbare Mauern wuchsen. Eine deutsche Familie unter den Nürnberger Rassegesetzen“, das 1984 erschien, mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Seit 1984 erzählte sie Jugendlichen und Erwachsenen in unzähligen Veranstaltungen bis heute von ihren Erlebnissen in der NS-Zeit und fordert ihr Publikum auf, sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen.
    Über ihre Erfahrungen als Zeitzeugin hat sie 1991 das Buch „Von der Heilsamkeit des Erinnerns“ veröffentlicht, dessen Titel ihr Lebensmotto geworden ist.Seit 1996 war Frau Hecht-Studniczka Mitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Sie wurde für ihre unermüdliche Erinnerungsarbeit mehrfach geehrt, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz. 2007 wurde Frau Hecht-Studniczka zum Ehrenmitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. ernannt.

  • Geboren 20. Januar 1935 in Jena; gestorben 31. Oktober 2007 in München

    Heldrich hat sich insbesondere in seiner Zeit als Rektor der Ludwig Maximilians Universität gegen das Vergessen und für eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem NS Gewaltregime engagiert. So ist es ihm unter anderem zu verdanken, dass das Andenken an die Geschwister Scholl an der Ludwig Maximilians Universität in beispielhafter Weise gepflegt wird. Einen sichtbaren Ausdruck findet dies in der Denkstätte, die im Zentralbereich des Universitätsgebäudes während seines Rektorats für die Geschwister Scholl errichtet wurde. Alljährlich finden seitdem in der Universität Gedenkvorlesungen zu Ehren der Geschwister Scholl und die Verleihung des Geschwister Scholl Preises statt.
    Als eine der ersten deutschen Universitäten verwirklicht die Ludwig Maximilians Universität außerdem seit kurzem ein Projekt, das der detaillierten Erforschung der Geschichte der Universität während der Zeit der NS Gewaltherrschaft gewidmet ist. Herr Heldrich hat dieses Projekt von Anfang an unterstützt. Er hat sich im Sinne der Zielsetzungen unserer Vereinigung in hervorragender Weise verdient gemacht und für den Bereich der deutschen Universitäten und Hochschulen ein eindrucksvolles Beispiel gegeben. Dafür verlieh ihm Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. im Jahr 2002 die Ehrenmitgliedschaft. Am 23. März 2004 wurde Prof. Dr. Andreas Heldrich zum ersten Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten berufen.
    Er verstarb am 31. Oktober 2007.

  • Geboren 6. Februar 1920 in Neutitschein; gestorben 23. September 2016 in München

    Mannheimer wurde im Zweiten Weltkrieg im Zuge der Judenverfolgung in verschiedene Konzentrationslager und ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Aus seiner Familie überlebten nur er und sein Bruder Edgar. Nach Ende des Krieges arbeitete er für verschiedene jüdische Hilfsorganisationen und begann unter dem Pseudonym „ben jakov“ zu malen.

    Mit dem Erscheinen seiner Erinnerungen im Jahr 1985 in der ersten Ausgabe der „Dachauer Hefte“ begann seine Tätigkeit als aktiver Zeitzeuge. Mit Vorträgen für Jugendliche und Erwachsene, bei Schulbesuchen und in Diskussionsrunden berichtete er von da an über seine Lebensgeschichte und seine Erlebnisse in den Lagern. Im Jahr 2000 erschienen seine Erinnerungen in Buchform als „Spätes Tagebuch“. Dieses „Späte Tagebuch“ schildert eindringlich zu welch bestialischen Taten nicht nur ein Regime, sondern auch eine erschreckend große Zahl an Menschen fähig war, versäumt es aber auch nicht an die Solidarität und Mitmenschlichkeit der Menschen untereinander selbst an Orten wie Auschwitz zu erinnern.

    Durch seine unermüdlichen Bemühungen als Zeitzeuge das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus vor dem Vergessen zu bewahren, wurde Mannheimer zur moralische Instanz der Republik und war weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. So war Mannheimer ab 1988 Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold. 2013 folgte Angela Merkel einer Einladung Mannheimers und besuchte als erste Bundeskanzlerin die KZ-Gedenkstätte Dachau.

    Als Zeitzeuge verschrieb er sich nicht nur der Aufgabe gegen das Vergessen anzukämpfen und sich für die Demokratie einzusetzen, sondern auch die Nachgeborenen mahnend aufzufordern, dass neue Gefahren rechtzeitig erkannt werden müssen und sie nicht gleichgültig beiseite stehen, wegschauen oder weghören, wenn Menschen erneut ob ihrer Abstammung, ihres Glaubens oder ihrer Hautfarbe angegriffen werden. So forderte er während einer Rede 1998: „Wir können unsere Verantwortung für das, was in der Welt und erst recht in unserer nahen Umwelt geschieht, nicht auf die Politiker abschieben. Wir müssen vielmehr immer wieder selbst aktiv werden und dabei unsere Denkschablonen durchbrechen und unser eigenes Konfliktpotential, aber auch unsere Versöhnungsfähigkeit immer wieder neu bedenken.“