Nationalsozialismus

Foto: Ágnes Gerevich

Gedenken an Verfolgung und Widerstand

Die Erinnerung an Verfolgung und Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus ist ein bestimmendes Element für die Aktivitäten der Regionalen Arbeitsgruppen von Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. Mit dem zeitlichen Abstand zur Zeit des Nationalsozialismus wandeln sich die Vermittlungsformen, nicht aber die Inhalte, um die es geht. So wird an zentralen Gedenktagen über die verbrecherische Politik des NS-Regimes aufgeklärt. Gerade zum 9. November, zum 27. Januar oder auch an den Jahrestagen der Befreiung der Konzentrationslager sorgen die Regionalen Arbeitsgruppen dafür, dass an die Opfer des Nationalsozialismus mit ihren individuellen Lebensgeschichten erinnert wird.

Projekt „Gedenkort Siechenhof“

Die Regionale Arbeitsgruppe Thüringen arbeitet daran, einen Raum innerhalb des Gebäudeensembles Nordhäuser Sie­chenhof im Rahmen der Erinnerungskultur der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Der Raum wurde als Haftzelle genutzt und in ihm sind Inschriften von (ehemaligen) Zwangsarbeiterinnen und Zwangs­arbeitern aus Polen und der Ukraine aus den Jahren 1943 bis 1946 zu finden. Das Projekt sieht vor, die Wandzeichnungen auszu­werten, Informationen zu deren Verfasserinnen und Verfassern zusammenzutragen – maßgeblich in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen – und einen temporä­ren Gedenkort einzurichten. Es ist angedacht, die Haftzelle etwa zum Tag des offenen Denkmals oder nach vorheriger Anmeldung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das pädagogische Material im Rahmen politischer und schulischer Bildung zu nutzen. Neben der Nutzung der pädagogischen Materialien vor Ort im Siechenhof sollen die Ausstellungsbanner ebenso interessierten Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen mobil zur Verfügung gestellt und fachlich begleitet werden.

Archiv für Ergebnisse von Schulprojekten

In den vergangenen zehn Jahren gestaltete die Regionale Arbeitsgruppe Thüringen in Nordhausen mit dem Staatlichen Gymnasium Wilhelm von Humboldt Geschichtsunterricht außerhalb der Schule. Das stadthistorische Museum FLOHBURG | Das Nordhausen Museum stellte hierfür Räumlichkeiten zur Verfügung. In mehreren Jahrgängen gestalteten die Schülerinnen und Schüler mit Lehrerinnen und Lehrern in Zusammenarbeit mit der Regionalen Arbeitsgruppe Ausstellungen wie „Revolution der Kerzen“, „Der Erste Weltkrieg“ und „Die Zerstörung der Stadt Nordhausen am 3. und 4. April 1945“. Die Arbeitsergebnisse sollen künftig genutzt und als Anschauung in den Geschichtsunterricht einbezogen werden. Gegenwärtig richtet die Regionale Arbeitsgruppe Thüringen gemeinsam mit der Schule hierzu ein Archiv ein, um die Arbeiten lagern und zielgerichtet verwenden zu können.

Foto: Ágnes Gerevich

„Euthanasie“-Geschädigte und Zwangssterilisierte

Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. setzt sich dafür ein, dass den in der öffentlichen Debatte über den Nationalsozialismus nicht ausreichend gewürdigten Opfern von „Euthanasie“ und Zwangssterilisation mehr Beachtung zuteilwird. In dieser Hin­sicht engagiert sich vor allem die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten, die bei Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. den Status einer Fachar­beitsgruppe inne hat. Daneben beteiligt sich auch die Regionale Arbeitsgruppe Hohenlohe-Franken an einem Projekt zur Erfassung und Erforschung der „Euthanasie“-Opfer im Hohenlohekreis.

Unterstützung lokaler Akteur:innen in der Geschichtsarbeit

Die Forderung „Nie wieder!“ ist eng mit der Erinnerung an den Holocaust und die nationalsozialistischen Verbrechen verbunden. Als Reaktion auf aktuelle politische Geschehnisse hat sie eine neue Aktualität gewonnen. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die Zunahme von antisemitischen Vorfällen in Deutschland stellen akute Fragen an die Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit in der Migrationsgesellschaft. Deshalb wurde das Vernetzungstreffen 2024 mit dem Anne Frank Zentrum, das am 10. und 11. Oktober in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin stattfand, dahingehend geplant und vorbereitet, dass beim diesjährigen Treffen Ansätze und Methoden vorgestellt wurden, die den Umgang mit aktuellen Anforderungen an die historisch-politische Bildung ermöglichen. So gab es z.B. einen Impulsvortrag von Dr. Elke Gryglewski zum Thema „Aktuelle Überforderungen in der historisch-politischen Bildung“, mehrere Workshops und ein Barcamp. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand war neben dem Anne Frank Zentrum in diesem Jahr Kooperationspartner und präsentierte den Teilnehmenden aktuelle pädagogische Angebote und Ausstellungen in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Geschichtsvermittlung via Film

Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. wird verstärkt von Pro­duktionsfirmen als Kooperationspartner angefragt, wenn Filme mit zeitgeschichtlichen Inhalten in die Kinos oder in den Handel kommen. So begleiteten wir den Kinostart des Spielfilms „The Zone of Interest“ („Das Interessengebiet“), der bester internationaler Film 2024. Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. berichtete über den Film auf Social Media und in der Mitgliederzeitschrift. Ebenfalls beworben wurden zwei Filme: „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“ und „Die Fotografin“.