Bundespräsident a.D. Johannes Rau

Der frühere Bundespräsidenten Dr. h.c. Johannes Rau erhält den erstmals vergebenen Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. „Wir zeichnen zuallererst den engagierten Staatsbürger Johannes Rau aus, der sich stets und mit Nachdruck gegen Geschichtsvergessenheit und für unsere Demokratie eingesetzt hat“, so Joachim Gauck, Vorsitzender der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., zur Entscheidung der Jury.

„Geschichte ist nicht einfach Vergangenheit, sie strahlt in die Gegenwart aus und prägt sie mit“, sagte Johannes Rau kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident im Juni 2004. Der 1931 geborene Rau erlebte in Kindheit und Jugend den Nationalsozialismus und engagierte sich schon als Schüler in der Bekennenden Kirche. Sein Leben als Christ und Politiker wurde geprägt vom Wunsch, Lehren aus dieser Vergangenheit zu ziehen. So ist sein Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik zu verstehen. Auch sein Einsatz für den christlich-jüdischen Dialog entspringt dem Wunsch nach einer Aussöhnung mit dem jüdischen Volk. Als erster Bundespräsident überhaupt sprach Rau in der Knesset und bat am 16. Februar 2000 um Vergebung für die Verbrechen der NS-Zeit.

Ebenfalls entschuldigte sich Rau im Dezember 1999 bei all denjenigen, die im Zweiten Weltkrieg unter deutscher Herrschaft Zwangsarbeit leisten mussten. Dem selben Geist der Versöhnung entsprang auch die „Danziger Erklärung“, die Johannes Rau gemeinsam mit dem polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski im Oktober 2003 abgab und die den Weg öffnete zu einem europäischen Dialog über Flucht und Vertreibung.

Besonders am Herzen liegt dem Menschen und Staatsbürger Johannes Rau die junge Generation. Immer wieder rief er sie auf, etwa anlässlich der Preisverleihungen zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, sich mit der deutschen Vergangenheit auseinander zu setzen, um Gegenwart und Zukunft in europäischer Perspektive demokratisch zu gestalten. Seine Appelle verhallen nicht ungehört, weil er selbst das lebt, wozu er auffordert – Bürgersinn, gesellschaftliches Engagement und verantwortungsvolles Handeln.