Prof.Dr. Dr. Frank Schneider

Bei der Preisverleihung: Laudator Montgomery, Preisträger Schneider und der Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V, Bernd Faulenbach (v.l). Foto: Tobias Kleinod

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider ist mit dem Preis Gegen Vergessen – Für Demokratie ausgezeichnet worden. Schneider ist Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik Aachen. Mit dem Preis wird er für sein großes Engagement für die Aufarbeitung der NS-Zeit während und nach seiner Amtszeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) geehrt. Bei der Preisverleihung am 25.11.2015 in der Salvatorkirche in Duisburg verwies Schneider auf das lange Schweigen über die massenhaften Morde an psychisch Kranken und die Zwangssterilisationen auch nach Ende der NS-Herrschaft. Schneider: „Die Fachvertreter standen auch in der Bundesrepublik lange Zeit nicht auf Seiten der Opfer.“ Selbst nachdem das Thema NS-„Euthanasie“ seit 1968 langsam aufgegriffen wurde, wurden die damaligen Täter häufig selbst als Opfer dargestellt.

Als Laudator sprach Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, von der großen Verantwortung der gesamten Ärzteschaft. Montgomery: „Wer die Schuld nicht aufarbeitet, wird zum Mitläufer.“ Viel zu spät sei ein Bekenntnis zu dem Unrecht erfolgt, an dem Ärzte im Nationalsozialismus beteiligt waren. Montgomery würdigte das Engagement und den Mut, den Frank Schneider in seinem Bereich gezeigt hat, um das Schweigen zu brechen.

In der Präsidentschaft von Schneider setzte die DGPPN eine wissenschaftliche Kommission ein, die erforschte, wie stark die Vorläuferorganisation der DGPPN in die NS-„Euthanasie“ und in andere NS-Verbrechen involviert war. Er initiierte außerdem die Wanderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“, die noch über Jahre ausgebucht ist. Sein Preisgeld in Höhe von 7500 Euro will Schneider deshalb zur Hälfte an die DGPPN spenden, damit eine zusätzliche Poster-Variante der Ausstellung entstehen kann. Die andere Hälfte geht an die Dorothea Buck-Stiftung, die Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung eine Ausbildung zu Genesungsbegleitern ermöglicht.

Sowohl Montgomery als auch Schneider betonten die Bezüge des Themas zur Gegenwart. Immer wieder sei es notwendig, den Wert des Menschen als Leitlinie herauszustellen. Schneider: „Das gilt für die häufige Ausgrenzung von psychisch kranken Menschen, für die Bioethik oder für die Diskussion um Sterbehilfe.“