Veranstaltung
Vortrag von Prof. Dr. Bernd Faulenbach
Im Jahre 2024 existiert die Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre lang – damit länger als das Kaiserreich, die Weimarer Republik und die NS-Zeit zusammen – zweifellos ein denkwürdiges Datum der deutschen Demokratiegeschichte, für uns Anlass, nach den tieferen Ursachen, doch auch nach der gegenwärtigen Lage zu fragen, die nicht selten als Krise der westlichen Demokratie betrachtet wird.
(1) Mit der Bundesrepublik entstand die DDR als Gegen- und Parallelgeschichte: Was bedeutete die DDR, deren Geschichte erst nach der Friedlichen Revolution in die gemeinsame Geschichte 1990 mündete, für die Bundesrepublik und umgekehrt?
(2) Was machte das Neue des Grundgesetzes und der auf dieser Basis sich entwickelnden Demokratie aus, zumal das Grundgesetz vielen zunächst als Provisorium erschien? Welche Faktoren waren konstitutiv für ihre Geschichte?
(3) Vielfältig diskutiert wird bis in die Gegenwart hinein die Frage, inwieweit die ausgehenden 60er und frühen 70er Jahre – u.a. mit den Ostverträgen und den innenpolitischen Reformen, doch auch mit der Studentenbewegung als zweite formative Phase der Bundesrepublik (einige sprechen sogar von einer „Umgründung“) zu betrachten sind.
(4) Zu fragen ist schließlich aber auch, inwieweit die deutsche Vereinigung, die rechtlich durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik entstand, die Bundesrepublik verändert hat zur „Berliner Republik“ mit vorherrschenden Kontinuitäten, doch auch neuen Problemen: Welche Relevanz haben diese für die Demokratiegeschichte?